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Interview mit dem Leiter des 'wici'


Interview mit dem Leiter 
des 'wici'-Projektes


Marianne Bachmann, Koordinatorin Freiwilligenarbeit bei der kantonalen Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF) publizierte im letzten Newsletter 'Freiwilligenarbeit' (2/19) ein Interview mit dem Leiter des 'wici' unter dem Titel:

Aus der Praxis: 
Willisauer Café International «wici»

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Das Willisauer Café International «wici» ist ein ehrenamtliches, unabhängiges Freiwilligenprojekt zur Förderung der Integration und des guten Zusammenlebens von Zugezogenen und Einheimischen in der Region Willisau. Es ist seit vier Jahren ein Treffpunkt für den interkulturellen Austausch und steht allen Interessierten offen. Im Gespräch mit Reto Danuser, Leiter des «wici».

Reto, was genau bietet das «wici» an?
Das «wici» ist in erster Linie ein Treffpunkt für den interkulturellen Austausch und bietet eine Plattform für weitergehende Aktivitäten und Hilfen ausserhalb des Cafés. Interessierte haben die Möglichkeit, sich mit Leuten aus unterschiedlichen Herkunftsländern zu unterhalten und Kontakte zu knüpfen. Für Leute mit Migrationshintergrund bietet das «wici» eine gute Möglichkeit, Kontakte zu pflegen, Ansprechpartner und Hilfe zu finden sowie ihre Deutschkenntnisse weiter zu entwickeln. Hilfreich ist sicher, dass wir Schlüsselpersonen haben, mit denen die Kontaktaufnahme in verschiedenen Sprachen möglich und somit einfacher ist. Zusätzlich gibt es monatlich weitere «wici»-Anlässe, aber auch Aktionen wie z.B. die Aktion Velo, bei der wir Geflüchteten besitzerlose Velos abgeben, welche die Stadt Willisau regelmässig auf dem Stadtgebiet einsammelt. Auch das Angebot «Wohnen» wird von den geflüchteten Menschen rege genutzt und sehr geschätzt. Dabei werden sie durch Freiwillige bei Fragen rund ums Thema Wohnen unterstützt. Alle unsere Aktivitäten sind übrigens auf unserer Website publiziert.

Wie hat sich das «wici» seit Anfang entwickelt? Was sind eure Herausforderungen?
Die Anzahl der Teilnehmenden ist über die Zeit hinweg konstant geblieben: Durchschnittlich besuchen ungefähr 25 Personen das «wici». Zurzeit haben wir aber kaum noch Leute, die neu ins «wici» kommen. Das hängt damit zusammen, dass sich viele der vor allem jungen Leute nun in einem Integrationsprozess, befinden. Eine Herausforderung für uns ist es einerseits, die bestehenden Freiwilligen zu halten, denn ohne sie wäre unser vielfältiges Angebot gar nicht möglich, aber auch neue, jüngere Freiwillige zu gewinnen. Andererseits müssen wir uns immer wieder überlegen, ob unsere Angebote noch zeitgemäss sind oder ob wir sie allenfalls weiterentwickeln und verändern sollen. Nur wenn ein Angebot attraktiv ist und den Teilnehmenden einen Nutzen bringt, wird es regelmässig und über einen längeren Zeitraum besucht. So haben wir z.B. unser Abendcafé teils durch andere Aktivitäten ersetzt, weil es nicht rege besucht wurde. Auch müssen wir uns zum Teil von gewissen Themen abgrenzen. So ist z.B. die berufliche Integration ein Thema, mit dem wir bei unserem Engagement immer wieder konfrontiert werden. Da wir selber nicht so gute Erfahrungen bei der Vermittlung von Arbeitsplätzen gemacht haben, konzentrieren wir uns nun darauf, die Arbeitgeber zu sensibilisieren. Haben wir z.B. Kenntnis davon, dass ein Arbeitgeber eine Flüchtlingsperson einstellen möchte, können wir ihm eine aus unserer Sicht geeignete Person empfehlen. Das weitere Prozedere überlassen wir dann aber der DAF.

Erfahrt ihr Unterstützung durch die Stadt?
Die Wertschätzung für unser Engagement von Seiten der Stadtbehörde ist für uns gut spürbar. Wir werden von der Stadt ideell und finanziell unterstützt. Die zuständige Stadträtin kommt regelmässig im «wici» vorbei und besucht auch die Anlässe. Die Stadt unterstützt auch die weiteren Integrationsprojekte in Willsau: Die Integrationsgruppe, den internationalen Frauentreff und die Tandem-Gruppe.

Wo siehst du Verbesserungspotential?
Ich wünsche mir eine grössere Vernetzung mit anderen Freiwilligen (-Gruppen) um gegenseitige Erfahrungen austauschen zu können und voneinander zu profitieren. Dies könnte ich mir z.B. anhand eines Whatsapp-Chats sehr gut vorstellen. Hilfreich wäre auch eine Plattform zum Austauschen von Unterlagen und Dokumenten, z.B. über die Website der DAF. Ich erachte es ausserdem als wertvoll und integrationsfördernd, wenn Flüchtlingspersonen nicht nur Angebote nutzen und von ihnen profitieren, sondern dass sie auch einen in ihrem Rahmen möglichen Beitrag dazu leisten müssen.

Die Lage im Asylwesen ist spürbar ruhiger geworden, was auch Auswirkungen auf das Freiwilligenengagement hat. Dieses hat leicht abgenommen. Was ist deine Motivation, dich auch weiterhin mit solch grossem Engagement für geflüchtete Menschen einzusetzen?
Das werde ich immer wieder gefragt. Die Einstellung, sich für schwächere Leute einzusetzen, wurde mir so zu sagen in die Wiege gelegt. Als ich frühzeitig aus dem Erwerbsleben trat, hatte ich vor, mich für ein soziales Projekt weiter zu engagieren. Irgendwie hat es sich einfach so ergeben, dass ich mich hier in Willisau den Flüchtlingspersonen angenommen habe. Ich habe mir gedacht, wenn ich sie in ihrer Integration nicht unterstütze, wer macht es denn sonst? In meinem Engagement sehe ich eine sinnvolle Tätigkeit und ich kann für die Gesellschaft etwas beitragen. Ich hatte es zeitlebens gut, so kann ich jetzt auch etwas zurückgeben. Manchmal fällt es mir nicht einfach, nein zu sagen.

Reto, ich danke dir für das Interview und ein herzliches Dankeschön dir und all euren Freiwilligen für euer wertvolles Engagement


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Besten Dank Marianne,
und die Bewilligung das Interview hier
 ebenfalls zu veröffentlichen dürfen.

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