Thementag «Solidarität»
Jeweils
am dritten Samstag im Juni ist der nationale Flüchtlingstag.
Im
Kanton Luzern wird dazu mit der «Solidaritätswoche» auf
vielfältige Weise auf die spezifischen Probleme oder Anliegen von
Geflüchteten aufmerksam gemacht.
In
Willisau wurde deshalb am vergangenen Donnerstag im ′willisauer
café international′ (′wici′) und im «Internationalen
Frauentreff» die «Solidarität» besonders thematisiert.
Die
beiden Anlässe wurden von Christine Demel von der katholischen
Kirche initiiert und mitgestaltet.
Das
′wici′-Café startete am Nachmittag den Thementag mit einer
lebhaften Diskussionsrunde.
Es
sind 24 Personen gekommen, genau zur Hälfte Zugezogene aus acht
verschiedenen Nationen und ein Dutzend Einheimische. Nebst einer
Vertreterin und einem Vertreter der beiden Willisauer Kirchen
beehrten uns auch Stadträtin Irma Schwegler und Marianne Bachmann
vom kantonalen DAF mit ihren Besuchen.
Christine
Demel veranschaulichte zu Beginn die Thematik mit einer lebhaften
Geschichte über ein Schreibaby, das einen ganzen Wohnblock mit
seinem Geschrei in Aufregung und aus dem Alltagstrott bringt. Wie
sollten sich die einzelnen Bewohner verhalten? Die Polizei oder die
Hausverwaltung anrufen, an die Wände klopfen oder den Eltern drohen?
Oder sich vielleicht doch besser untereinander solidarisieren und
gemeinsam der Familie ihre vielfältige Hilfe anbieten?
Danach
wurden andere Beispiele von unsolidarischem Verhalten und die vielen
Möglichkeiten für solidarisches Zusammenleben angesprochen. Später
diskutierten wir die Fragen, wo sich jeder Einzelne mehr Solidarität
wünscht und in welchen Situationen man selber solidarisch ist.
Die
Geflüchteten sind erfreulicherweise mit ihrer Situation in der
Schweiz recht gut zufrieden. Sie wünschen sich jedoch etwas mehr
Unterstützung bei den Deutschaufgaben und mehr mündliche
Kommunikation mit Deutschsprechenden.
Die
Einheimischen sprechen jedoch eher von einer allgemein abnehmenden
Solidarität, sei es bei der Nachbarschaftshilfe, in den Gemeinden
oder im ÖV und dem Strassenverkehr. Bedauerlicherweise hat sich nach
der Corona-Situation der erfreuliche Trend zu einem vermehrt
solidarischen, wertschätzenden und empathischen Zusammenleben recht
schnell wieder ins egoistische Gegenteil gewandelt. Und zunehmend
verhärten sich die Fronten, der Dialog wird immer und schwieriger
und weniger.
Ich
als Betreuer von Geflüchteten bedaure, dass sich nur sehr wenige
Personen direkt über die MigrantInnen informieren, jedoch jeder eine
klare Meinung über sie hat. Leider ist das oft eine Ablehnende. Kaum
jemand nimmt sich die Zeit, sich einmal persönlich mit MigrantInnen
zu unterhalten. Ihnen wertfrei einfach zuzuhören, mit dem Willen,
ihre Situation zu erfahren oder sie vielleicht sogar zu verstehen.
Man muss die ganze Problematik nicht gutheissen, aber wenigstens
sollte man aus erster Hand wissen, was und wen man verurteilt. Meiner
Erfahrung nach sind viele Personen nach einem persönlichen Austausch
ziemlich erstaunt.
Das ′wici′-Café bietet für diesen Dialog
eine hervorragende Gelegenheit.
Für
mich war es ein sehr interessanter und gelungener Nachmittag. Ich war
überrascht, wie rege die Diskussion war und wie vielfältig die
Aussagen waren. Entgegen meiner Befürchtung konnten sich bei dieser
sicher nicht einfache Thematik auch neuzugezogene Geflüchtete mit
ihren ersten wenigen Deutschkenntnissen recht gut äussern und sie
hörten aufmerksam den übrigen zu.
Herzlichen
Dank allen Anwesenden für diesen gelungenen Nachmittag und Christine
Demel für ihre Initiative und die Gestaltung des Anlasses.
Am
Abend wurde der Thementag mit einem grossen internationalen Buffet,
Musik und Tanz vom Frauentreff abgeschlossen. Dabei wurde auch Karin
Leichte als langjährige Leiterin verabschiedet. Diese Leitung
übernimmt nun ein vierköpfiges Frauenteam, das den internationalen
Frauentreff bereits bestens kennt.
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