Die kantonale Asylwoche in Willisau – ein Rückblick
Die kantonale Asylwoche mit ihrer grossen Medienpräsenz bot dem, 'willisauer café international' eine gute Plattform, um einmal mehr auf sich aufmerksam zu machen. Auch das diesjährige Motto der Kampagne, 'Hand reichen – Fuss fassen', passt doch wunderbar zum 'wici', dessen Zweck und Ziel unter anderem die Zusammenführung von Einheimischen und Zugezogenen ist.
Darum wollten wir in dieser Asyl-Woche unseren Gästen mit verschiedenen Aktionen ein ganz besonders abwechslungsreiches Café im Pfarreiheim bieten, auch in der Hoffnung, dass einige neue Gesichter an diesem Nachmittag anwesend sein würden.
So wurden an diesem Nachmittag gerade drei verschiedene arabische Kaffeetraditionen aus den Heimatländern unserer 'Stammgäste' angeboten.
Abrahed, Senait, Finan zelebrierten auf dem mitgebrachten kleinen Herd einmal mehr ihre eritreische Kaffeetradition vor den Augen der interessierten Gäste und schon bald durchzog der herrliche Duft von frisch gerösteten Kaffeebohnen den gut besuchten Pfarreiheimsaal. Herzlichen Dank für eure faszinierende Zeremonie, die ich hier bereits einmal ausführlich beschrieben habe.
Der syrische Kaffee ( قهوة العربية ) wird mit sehr fein gemahlenen Bohnen und stark gezuckertem Wasser im traditionellen 'Tanaka', einem leicht konischen Kupferkesselchen, gekocht. Etwas Kardamom verleiht dem kräftigen Kaffee eine würzige, süsslich-scharfe Geschmacksnote.
Übrigens habe ich erfahren, dass auch der Kaffeesatz in Syrien gerne verwendet wird. Wegen der fettenden Öle und seiner feinen körnigen Struktur gilt er als hervorragendes Mittel für stark beanspruchte Hände. Eine herzliches 'Daïmé' an Bayaz und Jan für ihren syrischen Kaffee.
Ein ganz besonderes Dankeschön geht auch an Sofia und Hani, die uns trotz Ramadan ihr heimatliches Gebäck und den traditionellen somalischen 'qaxwo' vorgestellt haben. Auch dieser frischgekochte Kaffee schmeckte köstlich und man merkte bald, dass das dunkle Gebräu in jedem Land seine ganz besondere Note hat.
Zu den verschiedenen Kaffeespezialitäten konnte man sich an einem grossen Tisch voll mit Gebäck und Süssigkeiten aus den verschiedenen Herkunftsländern unserer Besucher bedienen. Was es da alles zu naschen gab. Leider habe ich mir all die Namen der vielen Köstlichkeiten nicht aufgeschrieben und der Platz in meinem Bauch reichte auch nicht aus, um alles zu probieren. Trotzdem, es war ein kulinarisches Erlebnis.
Zur Unterhaltung hatte Jan Hoto die kurdische Musikgruppe 'Peldan' aus der Region Bern-Biel organisiert. Sie brachten uns mit ihren Instrumenten – blur (Längsflöte), oud (arabische Laute), Tambur (gezupfte Langhalslaute) und Geige – die traditionelle kurdische Musik näher und vereinten sie mit einem eindrucksvollen kleinen Theaterstück.
Ausdrucksstark, trotz minimalster Requisiten, wurde uns das Leid und die Unterdrückung der kurdischen Bevölkerung in Syrien vor Augen geführt. Dann der persönliche 'Aufstand', die gefährliche Flucht übers Meer und die Aufnahme in unserem Land – dann, „endlich wieder ein Mensch sein“! Die eindrückliche Aufführung endete mit einem berührenden Dankeschön an die Schweiz und wir vom 'wici' bedanken uns bei 'Peldan' für ihre tolle Darbietung.
Einen ganz herzlichen Dank gebührt aber auch allen übrigen, die zu diesem grossartigen, farbenfrohen Nachmittag im 'willisauer café international' beigetragen haben. Nur dank eurer Mithilfe war es möglich, dass dieses 'wici' zur Asylwoche zu einem so grossen Erfolg wurde. Noch nie hatten wir so viele Gäste im Café – danke, dass ihr uns alle besucht habt! Wir freuen uns, wenn es auch euch allen gut gefallen hat und ihr unser wöchentliches Café bald wieder an einem Donnerstag-Nachmittag im Pfarreiheim besucht, damit das 'wici' weiterhin bunt, interessant und erfolgreich bleibt.
Auch der Frauentreff am Abend, der im Rahmen der Asylwoche für einmal auch den Männern offen stand, war ausserordentlich gut besucht. Der Saal im Pfarreiheim platzte fast aus allen Nähten und man hatte mit der Zeit Mühe, noch ein Plätzchen für seinen Stuhl zu finden.
Der Abend gestaltete sich als multikulturelles Begegnungsfest, zu Beginn mit Musik aus Kurdistan und aus der Schweiz.
Zuerst also ein heimatliches Jodelduett, dann lüpfige Schwyzerörgelimusik und anschliessend kurdische Volksmusik. Schnell wurde einem wieder bewusst, dass kaum etwas mehr verbindet als die Musik.
Danach galt die Aufmerksamkeit dem mehrere Meter langen kulinarische Buffet in der Mitte des Saales, an dem man sich an Dutzenden feinen Köstlichkeiten von scharf über mild bis süss oder sauer genüsslich satt essen durfte. Alles liebevoll zubereitet von den vielen anwesenden Frauen nach Rezepten ihrer Herkunftsländer.
Ein internationales, kulinarisches Feuerwerk! Es war ein wunderbarer Abend – herzlichen Dank allen, die dazu beigetragen haben.
Eine weitere Veranstaltung in Willisau zur kantonalen Asylwoche fand bereits am Montag-Abend statt und wurde von der Jugendkommission Willisau-Gettnau organisiert.
Sie zeigten als öffentliche Vorführung den Schweizer Film: Reise der Hoffnung von Xavier Koller.
Das Filmdrama aus dem Jahr 1990 hat nichts von seiner Aktualität verloren, auch wenn die Beweggründe zur Flucht heute vielleicht manchmal andere sind oder die Herkunftsländer heute eher Afghanistan, Syrien, Irak oder Eritrea statt Türkei heissen. Ob Mehmet Ali oder Aylan, ob das geliebte Kind tot im Schnee oder am Meeresstrand liegt, der Schmerz der Eltern ist gleich gross und es ist fast unerträglich, wenn man das Flüchtlingselend so direkt vorgeführt bekommt.
Darum brauchte es doch einige Minuten, bis man sich nach dem Abspann aus dem bequemen Sitz erheben konnte.
Der Film 'Reise der Hoffnung' der auch noch in der Schule gezeigt und diskutiert wurde, ist für jedermann absolut empfehlenswert.
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